Schloss-Schüler erleben das beschwerliche Arbeiten der Bergleute untertage
Am 10. Juni 2015 unternahm die gesamte Jahrgangsstufe des Gymnasiums Schloss Wittgenstein unter Leitung der Geografie-Lehrerinnen Sabine te Heesen, Petra Stellmacher-Wagner und Karin Leser eine eintägige Exkursion in das Bergbaumuseum Bochum, um das dortige Anschauungsbergwerk zu besichtigen. Der Besuch dieses Bergwerkes knüpfte an das im Geografieunterricht behandelte Thema „Förderung und Nutzung fossiler Energieträger wie Braun- und Steinkohle“ an und sollte den Schülern abschließend einen Eindruck von der beschwerlichen und oft lebensgefährlichen Arbeit der Bergleute untertage vermitteln.
In 20 m Tiefe unterhält das Bochumer Museum ein einem realen Bergwerk nachgebildetes Anschauungsbergwerk mit einem Streckennetz von etwa 2,5 km. Mit einem Seilfahrt-Simulator erlebten die Gymnasiasten schließlich hautnah, wie es sich anfühlt, mit einem Förderkorb in 1200 m Tiefe zu rauschen. Sie betraten einen dunklen Förderkorb, der sich mit simulierter hoher Geschwindigkeit, mit mancherlei Erschütterungen und dadurch zuweilen geräuschvoll durch einen dunklen Schacht bewegte und dabei nur wenig Schutz vor Fahrtwind bot.
An einzelnen Stationen erfuhren die Schülerinnen und Schüler dann „untertage“ per Videoanimationen und in kleineren Vorträgen, wie der Steinkohlebergbau im Einzelnen ablief. Die Kohlengewinnung findet sich an zwei Betriebspunkten mit Kettenschrämmaschine und mit Abbauhämmern sowie in drei Langfront-Abbaubetrieben, sogenannten Streben. Der erste Streb zeigt schälende Gewinnung mit Kohlenhobel in Verbindung mit Einzelstempelausbau (1950er/1960er Jahre), der zweite Streb schneidende Gewinnung mit Walzenlader in Verbindung mit Schreitausbau (1960er/1970er Jahre). Der dritte Streb schließt die technische Lücke bis zur Gegenwart mit Betriebsmitteln wie Doppelwalzenlader und Schildausbau, typisch für die heutzutage durchschnittlich 300 bis 400 m langen Streben des deutschen Steinkohlenbergbaus.Darüber hinaus finden sich im Themenrundgang Steinkohlenbergwerk zahlreiche Einrichtungen und Betriebsmittel mit logistischen und sicherheitlichen Funktionen. Deutlich wurde hier besonders, dass der Beruf des Bergmannes nicht nur sehr hart, sondern auch oft lebensgefährlich war und ist. Besichtigt werden konnte die sogenannte „Dahlbuschbome“, eine mannshohe, enge Kapsel, mit der verschüttete Bergleute über ein Bohrloch gerettet werden können.
Der berühmteste Einsatz einer Dahlbuschbombe, bekannt als „Wunder von Lengede“, fand 1963 statt. Bei diesem Grubenunglück wurden zehn verschüttete Bergleute mit Hilfe der Bombe nach zwei Wochen noch wie durch ein Wunder unversehrt gerettet. Mit einem ähnlichen Rettungsgerät konnten 2010 in Chile 33 Bergleute gerettet werden. Am Ende der Exkursion wurde deutlich: Wichtig ist es, theoretisches Schulwissen stets mit praktischer Anschauung zu verknüpfen, um Sachverhalte besser verstehen zu können.
Text und Fotos: Karin Leser