Mittlerweile sind sie schon Tradition geworden, die Theateraufführungen am Gymnasium Schloss Wittgenstein. Und sie haben und sind aus dem Schulleben nicht mehr wegzudenken. Diesmal verwandelte sich die Aula des Schlosses am Donnerstag, dem 19. März, in eine fantastische, aber auch äußerst skurrile Märchenwelt, auf die die Besucher bereits beim Treppenaufgang zur Aula eingestimmt wurden. Ein riesiges Gemälde, das im Kunstunterricht der JS 10 unter Anleitung von Kunstlehrerin Anne Warratz-Ermert angefertigt wurde, zeigte einen Fantasiewald, der die Besucher in die Märchenwelt hineinführte.
Mit dem in großen Teilen selbst entworfenen Theaterstück „Es war einmal …“ gelang dem Projektkurs der Jahrgangsstufe 12 dann unter Leitung von Lehrerin Karin Leser eine ebenso temporeiche wie kuriose und hochamüsante Umsetzung klassischer Märchenstoffe der Gebrüder Grimm, in die sich auch Personen des zeitgenössischen Lebens mischten.
Der Inhalt des Stückes lässt sich kaum in Worte fassen, nur eines ist klar: die Gebrüder Grimm irrten, die wahren Geschichten wurden am GSW erzählt. In einem irrwitzigen Mix folgte Szene auf Szene. Hänsel (Talisa Schäfer) wird zum Kettenraucher und steckt aus Versehen mit einer Kippe das Knusperhäuschen in Brand. Schneewittchens siebter Zwerg (Carolin Wehrmann) ist nach diesem Wohnungsbrand verschwunden und die anderen Zwerge engagieren „Lenzen & Partner“ (Charlin Lenz und Ann Christin Hüttermann), welche sich auf die Suche nach dem Vermissten begeben. Außerdem haben die Zwerge aufgrund einer Steuererhöhung des Monarchen (Philine Klein) kein Geld fürs Essen und schicken deshalb ihr Schneewittchen (Sonja Müller) auf den Strich.
Rotkäppchen (Fabienne Pfeifer) verlässt derweil ihre Eltern (Sabrina Watzek und Jannis Richter), weil diese wegen der Steuererhöhungen die Kosmetika nicht mehr bezahlen können. Kurz zuvor hatte bereits Wolframine (Kezia Schäfer) ihren Putzjob bei Rotkäppchens Eltern gekündigt.
Der Froschkönig (Jaqueline Giebel) wird durch einen Kuss der Prinzessin (Sophie Schwedes) erlöst, diese will aber nichts von ihm wissen, da sie mit dem Monarchen vor einer baldigen Eheschließung steht, welche sie mit der Sendung „Prinzessin sucht Freundin“ feiern möchte. Als Gäste erscheinen die im Ghetto-Slang sprechenden Prinzessinnen Donröschen (Amelie Radomski) und Rapunzel (Ilena Wetter) sowie Cinderella (Franziska Ruppel) und eine Unordnung und Schmutz liebende Fee (Pia Schanze), um Party zu machen.
Auch alle weiteren Rollen waren treffend besetzt: hier glänzten vor allem Sina Diehl als Zofe und Hannah Billich als temperamentvoller italienischer Kneipenwirt. Die Handlung wurde zudem mit stimmungsvollen Gesangseinlagen der Akteure aufgepeppt. Hannah Billich begleitete souverän an der Gitarre, Ephraim und Johlanda Espeter wechselten sich am Flügel ab, Johlanda Espeter begleitete darüber hinaus auf der Geige und sogar der Trompete. Lisa Heßler überzeugte in ihrer Rolle als Wirtstochter mit ihrem glockenrein vorgetragenen Sologesang.
Insgesamt gelang es dem Kurs diese chaotische Story mit unglaublicher Spielfreude in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Von Anfang bis Ende stimmte das Timing, folgte ein Gag auf den anderen, jagte ein Lacher den nächsten. Die jungen Schauspieler agierten durchweg professionell und reagierten und kommunizierten mit Gestik und Mimik gekonnt auf die Reaktionen des Publikums. Mit kaum enden wollendem Applaus wurden die Akteure für ihre grandiose Leistung belohnt.
Schulleiter Herbert Marczoch betonte in seinem Schlusswort: „Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, zu welchen außergewöhnlichen Höchstleistungen Schüler außerhalb des klassischen Schulalltags fähig sind“. Mit dem Theaterstück präsentierte Karin Leser dem Publikum auch diesmal wieder das Ergebnis einer harmonischen Zusammenarbeit der Bereiche Theater und Bühnentechnik. Die Schüler der Technik-AG (Torben Zeuge, Lukas Kroh, Justin Faust, Lukas Müller, Xaver Herrmann, Merlin Matthes) sorgten unter Leitung von Physiklehrer Klaus Hofmann für eine stimmungsvolle Beleuchtung der Bühne und – unterstützt von Musiklehrerin Susanne Krabbe – für eine einwandfreie Akustik.
Insgesamt war dies eine überaus gelungene Produktion, die beim Publikum sehr gut ankam und auch nach der Aufführung noch für lang anhaltende Begeisterung sorgte.
Text: Karin Leser
Fotos: Hartmut Kramer