Nach der Schulschließung am 16. März infolge der Corona-Pandemie sind nun schon zwei Wochen des digitalen Unterrichts am Gymnasium Schloss Wittgenstein gelaufen. Ein Grund, um einmal festzuhalten, wie diese außergewöhnliche Situation von Seiten der Lehrer und Schüler bewältigt wird.

„Zum Glück sind wir digital gut vernetzt“, so Schulleiter Christian Tang. „Wir nutzen als Kommunikationsplattform neben der Homepage und den Dienst-E-Mails natürlich unsere Schulcloud, über die alle Schüler und Lehrer miteinander verbunden sind. Jeder Kollege kann sich so seine digitale Klasse oder seinen digitalen Kurs einrichten, über die er mit seinen Schülerinnen und Schülern kommuniziert.“

Montags erhalten die Klassen und Kurse von ihren Fachlehrern ihren Wochenplan mit Aufgaben, die bis freitags zu erledigen sind.

Auch die Lehrer müssen lernen, mit dieser Form des Unterrichtens umzugehen. Ein produktiver Unterricht entwickelt sich ja im Schulalltag erst aus dem Unterrichtsgespräch, aus gegenseitigen Impulsen und Feedbacks, Ideen und Gedanken, aus dem Umgang miteinander, von Angesicht zu Angesicht. Niemand der Kollegen hätte je gedacht, dass Stille anstrengend wird und man sich regelrecht nach Kindergeschrei und Lärm sehnt!

Den Oberstufenschülern und angehenden Abiturienten fällt es sicherlich in der Regel leichter, eigenständig zu lernen, sich zu organisieren und zu arbeiten. Die Schulbuchverlage haben sich auf die Situation eingestellt und bieten eine Fülle an digitalen Materialien an, die von den verantwortlichen Kollegen mitangeboten werden können.

Schwieriger wird es sicherlich bei der Frage, wie man Schülern der Mittel- und Unterstufe das eigenverantwortliche Arbeiten vermitteln kann. Aus dieser „Notlage“ heraus sind mittlerweile viele interessante Projekte entstanden.

Um Nähe zu erzeugen, filmen sich einige Kollegen selbst, um gerade den jüngeren Schülern etwas zu erklären. So Lateinlehrerin Sabine te Hessen, die auf diesem Weg ihren Zöglingen die Besonderheiten von Nebensätzen mit „cum“ nahebringen will.

Mathematiklehrerin Susanne Krabbe experimentiert mit eigens aufgenommenen Erklärvideos, sogenannten screen videos, um Dinge verständlicher zu machen.

Es wird über alle Kanäle kommuniziert, geskyped, gemailt, an manchen Stunden läuft die Schulcloud im wahrsten Sinne des Wortes „heiß“.

Um ihren Schülern nicht nur Aufgaben zu übermitteln, sondern auch Mut und Durchhaltekraft mit einem Anschreiben zu vermitteln, hat Englischlehrerin Anne Wickel-Viehl für jeden ihrer 25 Schüler liebevoll und ganz analog einen Karton zusammengestellt, der Bücher, eine Sammelmappe mit Aufgaben zu einem Reading Diary und Arbeitsblättern enthält.

Da Biologielehrerin Kathrin Graf mit ihren Schülern der 8. Klasse momentan nicht in den Wald gehen kann, haben die Kinder Beobachtungsaufträge erhalten. Sie müssen nun allein in den Wald gehen und mit den Handys dokumentieren, wie sich Bäume im Frühjahr verändern. Die Ergebnisse werden dann in einer Hausarbeit für eine spätere Präsentation festgehalten.

Gerade die musischen Fächer bieten in diesen Zeiten natürlich viele Möglichkeiten, sich zu Hause kreativ und ausführlich mit bestimmten Themen zu beschäftigen:

So hat Kunstlehrerin Nina Kämmerling für ihre 5. Klasse die Aktion des Regenbogenmalens aufgegriffen und lässt die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse fantasievolle Buchcover erarbeiten. Kunstlehrer Herbert Kleinbruckner lässt in seinen Oberstufenkursen tolle Collagen und fantasievolle Plakate zum Thema Werbung von der Produkterfindung bis zur Werbestrategie erstellen. Musiklehrerin Susanne Krabbe leitet ihre Schüler an,  Musikinstrumente aus Pappe und Holz zu erbauen und kleine Radiobeiträge zu verschiedenen Musikprojekten zu produzieren.

Und wie sehen die Schülerinnen und Schüler selbst ihren Alltag und gehen mit dieser ungewohnten Situation um? Lehrerin Karin Leser hat sich mal umgehört und einige Aussagen gesammelt.

Rico Wickenhöfer (6b): „Durch den digitalen Schulalltag komme ich gut durch, ich schaue jeden Tag auf die Schulcloud und abends machen wie einen Film- und Spieleabend. Ich stehe um halb acht auf und fange um 7.40 Uhr an, also den normalen Schultag, dann mache ich die Aufgaben für das jeweilige Fach und wenn ich z.B. in Physik nichts aufhabe oder nichts machen muss, mache ich Pause und geh an die frische Luft.“

Tyra Grau (7b): „Es klappt eigentlich ganz gut, man kann sich die Aufgaben gut über den Tag einteilen und die meisten Aufgaben sind einfach zu verstehen.“

Henrike Winkler (7b): „Bei mir läuft alles gut. Den Großteil der Aufgaben mache ich schon am Montag und Dienstag, damit ich den Rest der Woche frei habe.“

Noah Wied (5a): „Wenn ich früher morgens zur Schule musste, habe ich oft geschimpft und hatte keine Lust. Jetzt weiß ich, wie traurig alles ist und ich die Schule vermisse. Ich hoffe, dass es ganz schnell besser wir und wir alle zusammen wieder zu Schule gehen können.“

Caroline Kuhly (9b): „Ich finde es gar nicht so schlecht. Man kann sich den Tag selbst einteilen und kommt meistens gut zurecht mit den gestellten Aufgaben. Das einzige, was mir schwerfällt, sind die Aufgaben in Fächern, in denen ich nicht so gut mitkomme.“

Louis Burk (9b): „Also bei mir läuft alles gut! Der Tagesablauf ist halt ein bisschen anders, aber die Aufgaben sind größtenteils machbar und mit der Kommunikation klappt alles.“

Helena Kämmerling (9b): „Ich finde den Unterricht so sehr gut! Man kann sich selbst einteilen, wann man wieviel macht. Wenn ich mal eine Frage habe, kann ich jederzeit den Lehrern schreiben.“

Niklas Schneider (EF): „Wenn man sich die Aufgaben gut über die Woche einteilt, dann müsste man normalerweise auch keine Probleme haben. Daher bin ich momentan zufrieden und reichlich versorgt.“

Eileen Klausonius (Q1): „Ich drucke für jedes Fach die Arbeitsaufträgen aus und sortiere diese. So kann ich nach und nach die Fächer abarbeiten, ohne durcheinander zu kommen oder etwas zu vergessen.“

Lena Tang (Q1): „Ich persönlich habe mir eine To-Do-Liste gemacht mit Fächern zum Ankreuzen. Dabei habe ich mir die Fächer für mein Abi nochmals markiert und angefangen von oben nach unten alle Wochen zu bearbeiten. In meiner Freizeit mache ich nicht sehr viel, ich habe angefangen ab und zu etwas zu kochen. Zudem beschäftige ich mich mehr mit meinen Tieren.“

Und wie organisieren die angehenden Abiturienten ihren Alltag?

Lange Zeit stand ja auf der Kippe, ob und wie das Abitur in NRW stattfinden soll.

Antonia Müllers (Q2): „Es ist ein Vorteil im Moment, von der Schule befreit zu sein ist, dass man ganz individuell seinen Tag strukturieren kann und nicht auf die regulären Schulzeiten angewiesen ist. Es ist also einem selbst überlassen, wie und wann man etwas lernt.
Durch die Schulcloud ist es immer noch möglich, den Kontakt zu den Lehrern beizubehalten, d.h. man ist nicht ganz auf sich allein gestellt.
Auf der anderen Seite ist es leider so, dass der direkte Kontakt im Unterricht zu den Lehren fehlt und man sich alles selbstständig erarbeiten muss.
Dies fordert natürlich auch eine gewisse Selbstdisziplin und einen guten Lernplan, um sich von anderen Dingen zu Hause nicht ablenken zu lassen.
Mir persönlich fehlt der Unterricht ein bisschen, da man vielleicht noch etwas wiederholen und Fragen stellen könnte.“

Sophie Matthes und Lili Wernicke (Q2): „Wir versuchen, nicht in den Ferienmodus zu kommen und Schule und Lernen gezielt in unseren Tagesablauf zu integrieren, indem wir uns eine To-do-Liste schreiben. Allerdings erschwert die ungewisse Situation schon unser Leben, zumal die Abschlussphase in der Schule fehlte. Die Lerngruppen und der direkte Kontakt zu unseren Lehrern fehlen uns sehr, der Austausch über WhatsApp oder Skype ist nicht wirklich ein Ersatz. Dennoch darf Corona nicht an erster Stelle stehen! Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“

Fest steht, alle Mitglieder der Schulgemeinschaft des Gymnasiums Schloss Wittgenstein sehnen den normalen Schulalltag herbei, der sicherlich lauter, oftmals stressig, aber auch bunter und kommunikativer ist. Schule bedeutet miteinander sprechen und arbeiten!

Nur durch das Gesamtengagement des Kollegiums ist diese schwierige Situation momentan zu stemmen.
Wollen wir hoffen, dass alles bald überstanden sein wird.

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