sz Leimstruth.
Die beiden Klassen 6 der Realschule Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe hatten jetzt „Unterricht zum Anfassen“, denn sie haben nacheinander die Firma Berge-Bau in Leimstruth besucht. Das schon 140 Jahre alte Unternehmen mit seinen heute 200 Mitarbeitern ist Partner der Schule und hatte eingeladen. Es ging laut einer Mitteilung der Schule um Technik, Berufe und Erfahrungen für später.
Also hieß es jetzt: Raus aus der Schule und rauf auf den Bagger. Irgendwann nach dem Schulabschluss steht das ja vielleicht auch an. Und weil der Facharbeitermangel sich immer deutlicher abzeichnet, legen Unternehmen großen Wert darauf, dem möglichen Nachwuchs so früh wie möglich zu zeigen, was alles für die Berufswahl in Frage käme. Viele wollen Pilot, Ingenieur oder auch Tierärztin werden. Bauzeichner, Maurer, Industriekaufmann oder ein Duales Studium im Bauwesen könnten eine Alternative sein. Für eine Jahrgangsstufe 6 sei das vielleicht ein bisschen sehr früh, hat der eine oder andere junge Besucher nach dem Ausflug in das praktische Leben erzählt. Aber: beeindruckt waren alle.
Sie durften auf dem Gelände des Unternehmens Berge-Bau zusehen, wie ein Bagger einen neun Meter hohen Leitungsmast im Boden verankert. Sie durften auch auf einen echten Bagger klettern und sich Geräte, Werkzeuge, Material und Hallen aus nächster Nähe ansehen. Und sie durften mit dem „Steiger“ abheben. Der Hubarm erleichtert sonst das Arbeiten in der Höhe. Bei der Werksbesichtigung war er eine Art Himmelsaufzug für schwindelfreie Schüler.
Sogar Lehrerin Ute Ermert ging in die Luft. Die Aussicht sei großartig gewesen, berichtete sie. Die Perspektiven für später sind es für künftige Schulabgänger auch.


Die Realschule Schloss Wittgenstein und das Unternehmen Berge-Bau sind Kooperationspartner – dadurch ist der Besuch von Schülern auf der Baustelle an der Bahnhofstraße immer wieder möglich. 

Bad Laasphe. Technik-AG der Realschule besichtigte die Rohbauten für das Fachmarktzentrum

Polier Norbert Dreisbach und Sven Sonneborn haben den 21 Schülerinnen und Schülern klar gemacht, dass Maurer heute anders mauern als früher. 
An der Bad Laaspher Bahnhofstraße entsteht ein neues Einkaufszentrum. Der Rewe-Markt wird bei laufendem Betrieb in mehreren Stufen umgebaut und verlagert. Andere Geschäfte sollen das Angebot ergänzen. Zurzeit wachsen die ersten Rohbauten. Die Technik-AG der Klassen 8 an der Realschule Schloss Wittgenstein hat die Baustelle besucht und den Stand der Arbeiten festgehalten. Die Realschule und das Unternehmen Berge-Bau sind Partner.
Es gibt die Vereinbarung, die Entstehung des neuen Fachmarktzentrums von Anfang an zu begleiten und mit Fotos und Texten zu dokumentieren. Deshalb waren die Jungen und Mädchen aus der Technik-AG der Klassen 8 schon dabei, als das Gelände freigemacht und die alten Bahnhäuser abgerissen wurden. Und deshalb durften sie die Baustelle mit ihrer Lehrerin Kerstin Kuhli auch jetzt wieder betreten.
Bauleiter Klaus Preis hat ihnen erklärt, was dort passiert und in welchen Schritten aus den Rohbauten funktionsfähige Geschäfte werden. Polier Norbert Dreisbach und Sven Sonneborn haben den 21 Schülerinnen und Schülern klar gemacht, dass Maurer heute anders mauern als früher: Steine werden geklebt und mit einer großen Steinsäge passend geschnitten, damit die Planvorgaben etwa für Versorgungskanäle oder Energietrassen von Anfang an auch erfüllt werden können.
Den Bezug zur Praxis können die Technik-Schüler gut gebrauchen: Bautechnik ist Thema im Unterricht. Sie bauen selbst kleinere Modelle, so Technik-Fachfrau Kerstin Kuhli. Der Blick „auf das wirkliche Leben“ aber sei durch nichts zu ersetzen. Und wenn bei dem einen oder anderen Jungen oder Mädchen der Gedanke aufkommt, selbst ins Baugewerbe zu gehen, dann hat sich die Zusammenarbeit des Unternehmens und der Laaspher Realschule bewährt.

Beim REWE-Bau live dabei

Bad Laasphe. Realschule Schloss Wittgenstein startet Kooperationsprojekt mit Berge BauDie Achtklässler erhalten im Technikunterricht praktische Einblicke. 
howe ■  Wenn in Kürze der REWE in Bad Laasphe neu gebaut wird, nicht wundern! Dann könnte es nämlich durchaus sein, dass Realschüler gemeinsam mit ihrem Technik-Lehrer Denis Ermert die Baustelle betreten. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn der Differenzierungskurs der Klasse acht begleitet den Bau und startet somit ein Pilotprojekt. Realschule Schloss Wittgenstein und das heimische Unternehmen Berge Bau unterzeichneten jetzt im Berufsorientierungsbüro der Schule einen Kooperationsvertrag, der richtungsweisend für die Zukunft sein dürfte. Mehr noch: Er könnte gar Vorbild für weitere Kooperationen dieser Art in Wittgenstein sein.
Erstmals wird eine Zusammenarbeit zwischen einem Unternehmen und einer weiterführenden Schule an einem konkreten Bauprojekt realisiert. Diplom-Ingenieur Martin Imhof von Berge Bau sprach von einer „Win-Win-Situation“. Das Unternehmen kann der Schule Anleitungen aus der Praxis heraus und wichtige Tipps bei der Vermittlung von Lerninhalten in Mathematik oder Technik geben, zugleich hat es die Möglichkeit, Auszubildende zu rekrutieren. „Wir brauchen für die drei Jahre Ausbildungszeit zehn bis 15 neue Azubis“, erläuterte Eckehard Hof, Geschäftsführer von Berge Bau.
Die Schule wiederum nutzt die Praxiserfahrung für ihre Unterrichtsgestaltung, außerdem erfahren die Schüler eine ganze Menge über zahlreiche spannende Berufsfelder in der Baubranche. „Der Kampf um die Köpfe wird größer“, Die Nachwuchssuche werde heutzutage nicht einfacher. Dabei habe sich eine Menge verändert. „Früher war es das Image von Hacke, Schippe, eins, zwei, drei. Heute registriert man, dass im Bauberuf etliche Felder abgedeckt werden, vom Bauingenieur bis zu Kaufleuten. „Wir bieten das ganze Spektrum.“
Die Kooperation haben Martin Imhof und Denis Ermert ins Leben gerufen. Sie wollen die Schüler für die Baubranche begeistern, ihnen Möglichkeiten und Perspektiven aufzeigen. „Für uns ist das eine große Chance, für die Schule auch“, so Martin Imhof. Ganz konkret geht es noch in diesem Schuljahr 2014/2015 los. Nach den Herbstferien, wenn der Abriss des alten REWE-Marktes vonstatten geht, steigt der von Denis Ermert geleitete Technik-Differenzierungskurs der Klasse 8 ein. Es geht um grundsätzliche Dinge der Bauwirtschaft, um die Funktion von Geräten oder auch darum, etwa den Anleger von einem Kran zu berechnen.
Auch in den Klassen 9 und 10 soll das Kooperationsprojekt durchgeführt werden. Wenn die Neuner mitten in der Bewerbungsphase stecken und ein Praktikum absolvieren sollen, steht Berge Bau zur Verfügung. Und wenn es für die Zehner heißt, so langsam in die Phase der ausbildung überzugehen, dann soll es nochmal eine Informationsveranstaltung geben, bei der sich Berge Bau vorstellt.
Gegen Ende eines Schuljahres, so die Planungen weiter, können auch die Fünftklässler in Form eines Erlebnistages von der Zusammenarbeit profitieren. Sie sollen spielerisch an das heimische Unternehmen Berge Bau herangeführt werden. Realschulleiter Kurt Ermert zeigte sich begeistert: „Ich war noch nie so euphorisch.“ Dazu komme das Glück, dass die aktuelle Baumaßnahme in Bad Laasphe anstehe.Stellvertretender Schulleiter Peter Roßbach freute sich darüber, der Reglementierung in Sachen Berufswahlvorbereitung durch das Land entgegentreten zu können. „Wir sind an sowas interessiert, weil es viel länger dauert. Es nutzt nichts, wenn ein Schüler einen Tag in einen Betrieb hinein schnuppert.“


Unser Dank gilt der Firma Berge-Bau GmbH & Co.KG in Erndtebrück.

Ähnliche Beiträge