Seit der Vereinsgründung im Jahr 1991 führt der Freundeskreis für christlich-jüdischen Zusammenarbeit Veranstaltungen durch mit dem Ziel, an die jüdischen Mitbürger, die jüdische Gemeinde und die jüdische Kultur zu erinnern. Ein wichtiger Eckpfeiler im GSW-Schulprogramm ist ebenfalls das Eintreten gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung. So sei auch der Kontakt mit dem Bad Laaspher Freundeskreis entstanden, da man bewusst aktiv werden wollte.
„Menschlichkeit ist ein Grundpfeiler guter Pädagogik, dazu gehört besonders Courage und das füreinander Einstehen“, erklärt Religionslehrer Wolfgang Henkel, der zusammen mit seinem Kollegen Friedhelm Koch das Antisemitismus-Projekt am Gymnasium Schloss Wittgenstein betreut.
Gemeinsam mit dem Bad Laaspher Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit übernahmen die Jugendlichen zum Beispiel die Reinigung der Stolpersteine in Bad Laasphe, halfen bei der Vorbereitung der Gedenkfeier an die Reichspogromnacht am 9. November oder entwarfen Infotafeln und Collagen, als diese Gedenkfeier während der Pandemie nicht möglich waren. Beide Pädagogen waren sehr angetan vom Engagement ihrer Schüler*innen, denn so würden sie für die Geschichte des jüdischen Glaubens sensibilisiert.
Bei der Reinigung der Stolpersteine sei man auch mit der Laaspher Bürgerschaft ins Gespräch gekommen. Auf die Frage, was sie denn da tun würden, habe laut Wolfgang Henkel ein Schüler geantwortet: „Wir pflegen unser Gedenken! Das ist nachhaltig, denn solche Aktionen und Erinnerungen setzen sich fest und fördern die Empathie“, so Henkel weiter.
Seit 2010 gibt es das Antisemitismusprojekt schon am Gymnasium Schloss Wittgenstein. Seit dieser Zeit pflegen die beiden Religionslehrer Friedhelm Koch und Wolfgang Henkel zusammen mit ihren jeweiligen Schülerinnen und Schülern den Austausch mit der jüdischen Gemeinde in Berlin. Zehnmal wurde in dieser Zeit, nur unterbrochen durch die Pandemie, die über 500 km lange Reise nach Berlin unternommen, um vor Ort mit jüdischen Mitbürger*innen in Kontakt zu treten. „Mittlerweile gehören wir schon dazu“, sagt Friedhelm Koch. Ein Zeichen für das friedliche Miteinander und die Akzeptanz von anderen Religionen sei zudem, dass ein Drittel der mitreisenden Schüler*innen in diesem Jahr Muslime war. Vor Ort haben die Jugendlichen die Gelegenheit, den Gottesdienst in einer Synagoge mitzuerleben, Fragen zu stellen und sich auszutauschen.
Rainer Becker, 1. Vorsitzender des Freundeskreises für christlich-jüdische Zusammenarbeit, äußerte sich abschließend optimistisch, dass sich durch die Verwirklichung des Projektes „Aufbau der alten Synagoge“ in Laasphe, künftig weitere gemeinsame Aktivitäten mit dem Gymnasium Schloss Wittgenstein ergeben werden