„Gesundheit“, „Familie“, „Erfolg im Beruf“, „Studium“ – das sind nur einige der Lebensträume, die die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe von Gymnasium und Realschule Schloss Wittgenstein vor der Veranstaltung auf Luftballons geschrieben haben.
Was passiert, wenn ein Lebenstraum wie ein Luftballon plötzlich und unverhofft zerplatzt, bloß weil man den Bruchteil einer Sekunde nicht beim Autofahren aufgepasst hat oder weil man abgelenkt wurde? Welche Konsequenzen dies hat, wurde den Jugendlichen eindringlich bei einer außergewöhnlichen Veranstaltung im „Haus des Gastes“ in Bad Laasphe am Dienstag, dem 27. Februar verdeutlicht.
Eingeladen hatte die Polizei NRW, die mit ihrer bundesweiten Kampagne „Crash Kurs NRW. Realität erfahren. Echt hart“ versucht, die Anzahl von oftmals tödlichen Verkehrsunfällen, an denen gerade Jugendliche im Alter zwischen 18 und 24 Jahren beteiligt sind, zu verringern.
Junge Fahrer in diesem Alter verursachen etwa zweieinhalb mal so viele Verkehrsunfälle mit schweren Folgen wie der Durchschnitt der Autofahrer.
Schülern und auch Lehrern war im Vorfeld klar, was sie in dieser Veranstaltung erwarten würde, denn sie wurden hierüber zwei Wochen zuvor in der Schule aufgeklärt:
Man würde ihnen Bilder zu verschiedenen Unfällen mit tödlichem Ausgang zeigen, es würde über das Thema Unfalltod und auch Unfallfolgen gesprochen werden.
Wer in seiner Familie oder Freundeskreis bereits einen derartigen Unfall erlebt hatte, sollte daher nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen. Die Teilnahme war allen Beteiligten freigestellt, dennoch waren fast alle Oberstufenschüler der beiden Schulen anwesend.
Vor der Veranstaltung herrschte anfangs eine aufgeräumte Stimmung, man hörte Lachen und Rufe. Luftballons, die die Schüler mit ihren ganz persönlichen Lebensträumen beschriftet hatten, wurden an einer Schnur neben der Bühne aufgehängt. Dann wurde es allmählich dunkel im Saal, melodische Musik erklang und eine Bildpräsentation mit Fotos von Wegekreuzen von jungen Unfallopfern begann. Im Saal wurde es immer ruhiger.
Der Moderator, Polizeihauptkommissar Georg Baum, betrat die Bühne und informierte die Anwesenden zunächst über die vier „Hauptkiller“ im Straßenverkehr. Diese seien überhöhte Geschwindigkeit, das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes, die Ablenkung des Fahrers und vor allem der Konsum von Alkohol und Drogen.
Das erklärte Ziel von Crash Kurs NRW sei es daher die Zahl von Verkehrsunfällen mit jugendlichen Teilnehmern nachhaltig zu senken. Unvermittelt brachte Georg Baum während seines Vortrags einen Luftballon mit lautem Knall zum Platzen, um zu verdeutlichen, dass Lebensträume ebenso unvermittelt durch einen Unfall brutal zerstört werden können. Die Botschaft war so einfach wie wirkungsvoll: Wenn wir uns im Straßenverkehr an die Regeln halten, schützen wir Leben!
Im Laufe der Veranstaltung berichtete die junge Polizeibeamtin Sonia Teichmann, der Rettungssanitäter Rafael Brüggemann, Feuerwehrmann Stefan Scholz und Notfallseelsorger Pfarrer Thomas Janetzki, die alle bei Unfällen mit tödlichem Ausgang anwesend waren, von ihren ganz persönlichen Empfindungen und Erfahrungen, wie sie sich bei der Erstversorgung der Opfer oder gar dem Überbringen einer Todesnachricht gefühlt haben. Im Saal war es mittlerweile mucksmäuschenstill, Betroffenheit machte sich breit. Die Berichte wirkten so authentisch, da ein leichtes Zittern in der Stimme oder ein Stocken im Vortrag die Emotionen der Vortragenden verrieten. Man merkte, diese Geschehen lassen selbst Profis nicht kalt!
Die Beiträge haben auf der emotionalen Schiene Türen bei den jungen Zuhörern geöffnet und ihnen eindringlich vermittelt, dass Verkehrsunfälle nicht einfach nur geschehen, sondern dass sie geschehen, weil Regeln missachtet werden, die vermeidbar gewesen wären. Die eindringlichen Appelle von Polizei und Einsatzkräften an die Schülerinnen und Schüler lauteten: „Nehmt euch Zeit!“ und „Denkt an eure Freunde und an eure Familie!“