Zunächst fuhren wir auf ruhigem Wasser mit leichter Strömung durch ein Naturschutzgebiet, und wir genossen die Sonne, die Natur und die Ruhe. Da einige Kanuten eifriger oder effektiver paddelten als andere, bildeten sich bald zwei Gruppen zu je drei Kanus. Nach ca. 1,5 Stunden kam dann die erste Sohlgleite, das ist eine kleine Staustufe mit einer Bootsgasse, die durch Stäbe gekennzeichnet ist. Diese Durchfahrt bereitete dann zwei von den hinteren Kanus doch etwas Schwierigkeiten, sodass es zu ersten Kontakten mit den Bäumen im Uferbereich und anschließend mit dem Wasser der Eder kam!
Kurz nach der ersten folgte die zweite Sohlgleite, die nicht zu befahren war und umtragen werden musste. Da die Kanus an dieser Stelle sowieso aus dem Wasser gezogen werden mussten, legten wir dort eine kleine Verschnaufpause ein. Die bis dahin noch trockenen Kanuten vergnügten sich mit einem Bad in der Eder und diejenigen, die schon ein unfreiwilliges Bad genommen hatten, bemühten sich wieder zu trocknen.
Nach kleinen Umstellungen bei den Kanubesatzungen ging es dann unfallfrei weiter Richtung Fritzlar, wo nochmals ein Wehr umtragen werden musste. Da an diesem Wehr Wasser für den Mühlengraben in Fritzlar abgeleitet wird, war die Eder danach wiederholt so flach, dass wir unsere Kanus mehrfach schieben mussten. Unsere Aufmerksamkeit war dadurch so aufs Wasser fixiert, dass wir die Einführung vom Morgen völlig vergaßen, den Landungssteg am rechten Ufer übersahen und mit fünf Kanus am Ziel vorbei fuhren. Obwohl schon ziemlich erschöpft nach vierstündigem Paddeln auf der Eder, mussten wir nun ca. 250 m zurückrudern und ziehen, wobei Teamgeist gefragt war und sich vor allem Colin vorbildlich für die Gemeinschaft einsetzte. Unser Abendessen hatten wir uns spätestens jetzt redlich verdient!
Nachdem alle Kanus an Land ordentlich verstaut waren, fuhren wir zum Hotel Schloß Garvensburg in Fritzlar-Züschen, wo alle ihre Zimmer bezogen. Zunächst erfrischten wir uns mit einem Bad oder einer Dusche, dann ging es auch schon zum Abendessen, denn hungrig waren wir nach diesem langen Tag natürlich. Alle genossen in entspannter Stimmung auf der Terrasse des Hauses die wohlverdiente Mahlzeit, anschließend wurde noch der weitläufige Schlosspark erkundet, bevor wir erschöpft in unsere Betten fielen.
Langes Ausschlafen gab es am Sonntagmorgen nicht: Um 9:00 Uhr trafen wir uns im Wintergarten zu einem leckeren Frühstück, dann fuhren wir wieder zurück an die Eder und die Kanus wurden zu Wasser gelassen, sodass wir schon gegen 10:30 Uhr mit der zweiten Hälfte unsere Tour starten konnten. Immer noch war Petrus auf unserer Seite: während in anderen Teilen Hessens schon heftige Gewitter niedergingen, lachte uns die Sonne.
Da das Wasser aus dem Mühlengraben hinter Fritzlar wieder in die Eder hinein fließt, hatten wir von nun an auch immer genügend Wasser unter dem Kiel und kamen gut vorwärts. Wie am Vortag bildeten sich wieder zwei Gruppen: die Sportlichen paddelten eifrig und die Genießer ließen sich eher dahintreiben.
Nächster Stopp war am Wehr Altenburg, wo wir die Kanus aus dem Wasser ziehen und ca. 50 m weiter in die Schwalm einsetzen mussten. Die Landung war etwas mühselig, da wir den Uferbereich aufgeweicht und schlammig vorfanden, doch mit vereinten Kräften gelang es uns, die Kanus an Land zu ziehen, ohne unfreiwillige Bäder zu nehmen. Obwohl wir vorgewarnt wurden, waren wir dann doch etwas schockiert, als wir sahen, wie viel Strömung uns in der Schwalm erwartete. Wie sollten wir da nur die Kanus einsetzen? Doch zunächst mussten wir noch auf das letzte Kanu warten: Herrn Hackler und seine Besatzung hatte beim Sohlengleiten eine Strömung gegen einen Baum gedrückt und sie waren gekentert, ohne dass es die vorausfahrenden Kanus bemerkt hatten.
Als auch das Kanu Hackler endlich eingetroffen war, begann das Experiment „Einstieg in die Schwalm“. Als Versuchskaninchen wurden Frau Jähne und ihre Besatzung ausgewählt. Der erste Versuch scheiterte, das Kanu kenterte und es gab glücklicherweise nur nasse Füße. Im zweiten Anlauf gelang es dann, das Kanu so am Ufer zu verkanten, dass die Besatzung zwar mit Herzklopfen, aber trockenen Fußes einsteigen und in die Strömung gleiten konnte, ohne unter zu gehen. Alle anderen Kanus folgten auf die gleiche Weise und bald tanzten alle lustig auf der Strömung.
Leider bezog sich nun der Himmel immer mehr und bald hörten wir auch schon aus der Ferne das erste Donnergrollen. Gemäß unserer Karte war der nächste Ort die 3-Burgen-Stadt Felsberg, wo wir sowieso eine Vesperpause einlegen wollten. Aufgrund der Wetterlage beschlossen wir, auf die letzten 4,5 km der geplanten Tour zu verzichten, kurzfristig umzuplanen und uns in Felsberg abholen zu lassen. Gesagt – getan, nachdem wir alle Kanus aus der Eder gezogen, ausgeräumt und unter einer Brücke verstaut hatte, kehrten wir in den Gasthof „Zum Schwanen“ ein, wo wir zu Mittag aßen. Bald begann es dann auch schon kräftig zu regnen, sodass das Verladen der Kanus für Herrn Hackler und die Jungen zu einer feuchten Angelegenheit wurde.
Auf der Heimfahrt im Bus waren zwar alle erschöpft, aber einhellig der Meinung: das war ein schönes Wochenende!